Auslandshunde brauchen ihre Zeit

Wer einem Vierbeiner aus dem Ausland ein neues Zuhause geben möchte, sollte einiges beachten – und sich auch auf viel Arbeit einstellen.

Spannend finde ich es, wenn die Auswahl eines Hundes aus dem Ausland quasi per Katalog passiert. Hier wird ein Tier nur aufgrund eines Fotos, eines beschönigten, verzweifelten Textes ausgewählt. Es erinnert ein wenig an die Agenturen, die für heiratswillige Frauen werben.

Auch Hunde haben Charaktere, und nicht jeder passt zu jedem. Hinzu kommen häufig schwer traumatisierte Hunde, die größtenteils mit Ängsten oder Aggressionen behaftet sind. Einige haben so lange auf der Straße gelebt, dass sie auch keine wirkliche Bindung zu uns Menschen aufbauen werden. An Stubenreinheit ist kaum zu denken, auch kratzt er gerne oder zerknabbert unsere Einrichtung oder dekoriert hier komplett um. Viele brauchen eine lange Zeit, einige auch Jahre, bis es so einigermaßen läuft.

Ist das der Hund, den ich mir zu meinem Glück gewünscht habe? Hätte ich mir genau den wirklich ausgesucht, wenn ich ihn mehrfach vorher besucht hätte? Fühle ich mich so einem umfangreichen Abenteuer gewachsen? Oder ist es eher so: Den habe ich jetzt nun mal, jetzt muss ich da durch?

Bitte versteh mich nicht falsch, ich finde den Tierschutzgedanken, einem Hund ein gutes Zuhause zu geben, sehr gut. Nur ist ich es sehr wichtig, dass jeder weiß, auf welche individuellen Dinge er sich einstellen muss. Dafür solltest Du das Tier vorher mehrfach besuchen. Denn diese Entscheidung wird Dich die nächsten zehn bis 15 Jahre begleiten. Egal, was der Hund vorher erlebt hat, er hat jetzt alles bei Dir. Dafür solltest Du ihm auch die nötige Sozialstruktur und Erziehung geben, denn so findet sich auch ein schwieriger Hund wieder gut zurecht. Bitte lass Dich niemals anhand von Horrorgeschichten und anderen Dingen bei Deiner Auswahl unter Druck setzen. Frag nach bekannten Vorerkrankungen und nach notwendigen Tests wie dem Mittelmeercheck. Hier können eine Reihe Kosten auf Dich zukommen. Kontrolliere genau, ob der Hund alle notwendigen Impfungen hat.

Auch Eigentumsvorbehalte in den Verträgen sind rechtlich eher bedenklich. In der Praxis erweisen sich derartige Klauseln oftmals als nicht haltbar. Denn ein Tierheim oder eine Tierschutzorganisation kann sich nicht ohne Weiteres das Eigentum an einem Tier vorbehalten und dieses gleichzeitig gegen Entrichtung einer Vermittlungsgebühr abgeben. Ähnlich verhält es sich mit Kontrollrechten, die ein fester Bestandteil vieler Schutzverträge sind. Zum Teil räumen sich Tierschutzvereine dabei sogar das Recht auf unangekündigte Besuche ein, was ohne Zweifel einen erheblichen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des neuen Halters darstellt. Eine seriöse Organisation wird alle Schritte in Ruhe mit Dir durchgehen und Dir auch zur Seite stehen, wenn Du Dich doch überschätzt hast.

In diesem Sinne, wünsche ich Dir eine glückliche Hand, um den richtigen Hundepartner zu finden.